Urheberrecht

This is my first post in German, because it deals with a podcast in German.

 

Ich bin viel unterwegs und höre gern Podcasts. Absolut bemerkenswert finde ich Tim Pritloves Chaosradio Express. Er hat das Talent ein lockeres und informatives Gespräch mit einem Experten zu führen. Die Themen sind nicht immer computerbezogen (Einer der besten Folgen war über Kaffee - aber das nur am Rande). Er ist neugierig und begreift unglaublich schnell. Immer wenn ich denke "halt stopp. Das habe ich nicht verstanden", hakt er tatsächlich nach und hinterfragt so lange bis er es verstanden hat oder bis er der Meinung ist, dass die Hörer es verstanden haben. Weil die ganze Sendung ungeschnitten ist, hat man das Gefühl, wirklich bei einem spannenden Gespräch zu lauschen.

 

Konkret möchte ich hier die Folge 164 zum Thema Urheberrecht empfehlen. Es wurden einige Aspekte angesprochen, die ich bisher noch nicht gesehen habe und hat mich zum Nachdenken angeregt.

 

Durch den Podcast wurde mir klar, dass das Urheberrecht eine sehr junge Erfindung ist und dass eine Änderung schwere Einschnitte für diejenigen bedeuten würde, die momentan Inhalte besitzen. Eine Abschaffung des Urheberrechts käme der Enteignung derer gleich, die ihre Schöpfungen als geistiges Eigentum betrachten und von der Verwertung leben.

 

Dass ich mit Mitte dreißig immer noch keine Moralvorstellung zu diesem Thema habe, ärgert mich. Ich bin mir sicher, dass ich nicht der Einzige bin.

 

Es fällt mir schon immer schwer, eine klare Position in der Frage zum Thema geistiges Eigentum zu beziehen. Einerseits achte ich Eigentum von Individuen und halte es für einen der wichtigsten Pfeiler in einer freiheitlichen Gesellschaft. Ich achte auch die informationelle Selbstbestimmung. Ein Recht auf Privat- und Intimsphäre ist ebenso wichtig für einen freien Bürger.

 

Aber was ist mit Informationen, die ich bewusst und aktiv verbreite? Wenn es um eine Zeile Code, die Strophe eines Liedes, einen Witz oder eine mathematische Formel geht, fällt es mir schwer, anzuerkennen, dass es sich Werte handelt, die jemand besitzen kann und damit ein Monopol darauf hält.

 

Eine Philosophie, die mir sehr zusagt, ist der Libertarismus, der Regeln für ein freies Zusammenleben aufstellt, die möglichst wenig staatliche Intervention und Gewaltanwendung erfordert.

 

Wichtig sind diese Prinzipien:

  • Gewaltausschluß
  • Eigentum am eigenen Körper
  • Eigentumsrecht
  • Vertragsfreiheit

Eigentumsrecht bedeutet, dass ich mit meinem Eigentum machen kann, was ich will, so lange ich nicht die Rechte eines Anderen verletze.

 

Hier steckt aber genau die Krux. Wenn ich Eigentum an einem Computer habe, ist es mein gutes Recht, beliebige Zeilen Code einzutippen oder den Lautsprecher anzuweisen, bestimmte Töne von sich zu geben. Wenn die Zeile Code aber einem anderen Menschen gehört, darf ich sie nicht ohne Weiteres tippen. Folglich schränkt mich das geistige Eigentum eines anderen Menschen in meiner Freiheit ein.

 

OK. Natürlich darf ich mit meinem Eigentum nicht alles machen. Wenn ich einen Knüppel besitze, habe ich das Recht, ihn durch die Gegend zu wirbeln. Aber ich darf ihn niemandem auf den Schädel hauen. Sein Eigentum am eigenen Körper schränkt mein Eigentumsrecht am Knüppel ein. Ich darf mit dem Knüppel auch nicht auf sein Auto schlagen. Hier schränkt mich sein Eigentumsrecht am Auto ein.

 

Es gibt aber einen bedeutenden Unterschied. Auf einer einsamen Insel könnte ich mit einem Knüppel keine Rechte eines Anderen verletzen. Mit einem Computer hingegen schon. Würde ich ein paar Zeilen Code ausführen, die einem Anderen gehören, würde ich sein Eigentumsrecht verletzten, ohne ihm je etwas weggenommen zu haben.

 

Ich bin gespannt, wie sich dieses Thema in den nächsten Jahren entwickeln wird. Wichtiger als eine zeitgemäße gesetzliche Regelungen wäre für mich, dass ich meine eigene Moralvorstellung zu diesem Thema entwickle.

Write a comment

Comments: 0